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Charles Vidal

Author: Student.Apodéline Club President
 

M@il an den Autor
 
 

Arnaud Lamorlette
Arnaud Lamorlette

Verantwortlich für Forschung und Entwicklung bei   BUF Compagnie
 
 

Linux und die Künstler von BUF COMPAGNIE


BUF COMPAGNIE

Zusammenfassung:
BUF Compagnie ist einer der Großen der Filmbranche in Sachen Computer generierter Bilder. In diesem Interview erzählt uns einer ihrer Verantwortlichen, wie und warum Linux für anfallende Berechnungen verwendet wird. Außerdem wird gezeigt, wie eine kommerzielle Firma mit freier Software umgeht.
 


  • CV: Hallo. Können Sie kurz die  BUF Compagnie  und Ihre Funktion innerhalb der Firma vorstellen ?


  • Mein Name ist Arnaud LAMORLETTE, ich bin verantwortlich für Forschung und Entwicklung der BUF Compagnie. Meine Aufgabe besteht im Auffinden von Mitteln und Wegen, möglichst gute Bilder zu erzeugen. Die BUF Company ist eine Firma, die sich auf computer-generierte Bilder spezialisiert hat. Angefangen hat alles vor 13 Jahren, im Jahre 1985. Wir waren für die Spezialeffekte in den Filmen "Die Besucher", Teil 1 und 2 (Visitors 1,2), "Batman und Robin" und "The City of the lost Children", sowie für einige Videoclips, z.B. der Rolling Stones oder Biork, und auch für einige Werbespots verantwortlich. 
     
     
  • CV: Was für Hardware benutzen Sie ? 


  • Heutzutage greifen wir hautpsächlich auf Geräte von Silicon Graphics zurück. Damals in '85 fingen wir mit PCs (Intel 286) an, auf denen eine UNIX-Version von Intel lief. Unter Aufbringung von viel Geduld schafften wir es, Filme zu machen. Heute stehen hier 75 Silicon Graphics, sowie  eine 4-Prozessor Maschine von Intel, die alle untereinander vernetzt sind.
     
     
  • CV: Welche Software wird eingesetzt ?


  • Hauptsächlich sind es selbstgeschriebene Programme (Software für das Modellieren, für Animationen, Produktkontrolle, usw...). Auch benutzen wir einige kommerzielle Programme, für welche wir Plug-Ins oder Plug-Outs erstellen. Als Beispiele wären da Softimage, Flin, Mental Ray, Alias, Photoshop, uvm.
    4 processors
    Xosview mit 4 Prozessoren !!



  • CV: Vor kurzem haben Sie einen 4-Prozessor Rechner von Intel gekauft, auf welchem Linux installiert ist. Warum Linux ?


  • Richtig. Wir versuchten immer, gerade im technischen Bereich, unsere Bedürfnisse der nächsten Jahre vorauszusehen. Wir starteten mit PCs in den Jahren 1991-1992, entschieden uns jedoch später dafür, Rechner von Silicon Graphics zu verwenden, da diese dann unsere Bedürfnisse erfüllten. Vor ungefähr einem Jahr fing es damit an, daß die Leistung der PCs stark anstieg, während parallel dazu die Preise in den Keller gingen.  Eben das  Preis-Leistungs Verhältnis der PCs wurde für uns recht attraktiv und so prüften wir  eine mögliche  NT Lösung. Allerdings waren wir nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Wir waren von dem System regelrecht enttäuscht. Es fügte sich sehr schlecht in das existierende Umfeld ein (der Datenaustausch mit den Silicion Graphics Rechnern war umständlich, die Netzwerkfähigkeiten recht beschränkt,...).  Es war wirklich furchtbar für jemanden, der aus der UNIX Welt kam. Trotz allem waren wir immer noch an der Leistung der aktuellen PCs interessiert. Als nächstes prüften wir eine Linux Lösung, die an sich nahtlos in unseren Pool passen sollte. Das einzige Problem, daß wir erwarteten, bezog sich auf kommerzielle Software unter Linux: Wir benutzen Mental Ray. Die Autoren der Software hatten ihre Software firmenintern bereits nach Linux portiert. Deswegen baten wir sie, diese Version verfügbar zu machen und auch für die Linux Version Support zu bieten. Nachdem das Interesse daran noch von weiteren Leuten geäußert worden war, erweiterten sie den Support auch offiziell auf die Linux Version. So konnten wir diese Software unter Linux ausprobieren. Da das Ergebnis ausgesprochen positiv war, fingen wir an, unsere eigene Software nach Linux zu portieren. Der Linux Rechner wird als Server für anfallende Berechnungen verwendet. Allerdings arbeiten alle Computergrafiker weiterhin mit den Silicon Graphics, da diese über sehr leistungsfähige OpenGL Hardware verfügen.
     
     
  • CV: Wie sind Sie auf Linux aufmerksam geworden? 


  • Sobald man im Internet nach UNIX sucht, landet man nahezu automatisch auf einer Linux Seite. Ich habe es vor sechs Monaten zu Hause installiert, nur um herauszufinden, was es eigentlich ist! Allerdings ist es ein wenig beunruhigend, Software ohne technischen Support an meinem Arbeitsplatz zu verwenden. Mental Ray gewährleistete Support, also schlugen wir diesen Weg ein. 
     
     
  • CV: Mit welchen Problemen wurden Sie konfrontiert? 


  • Es gab so einige Probleme während der Installation: z.B. mit der RedHat Distribution in bezug auf SCSI Festplatten (Probleme, Platten zu formatieren und LILO zu installieren), oder in Verbindung mit SMP; zu Beginn war das System einfach instabil. Allerdings wurde das Problem behoben, nachdem wir ein Patch im Netz gefunden hatten (Version 2.1.77).
     
  • CV: Wie sieht es mit der Leistung aus?


  • SGI O2 R5000 512 MB RAM = $7000, und dies ist schon ein verdammt guter Preis
    Dual Pentium II 333 MHZ mit 512 MB Ram = $3300, dabei ist der Rechner  6,66 mal schneller als die O2 R5000 (nicht nur in der Theorie, vielmehr unter brender2 und db2 getestet).
    Daraus folgt ein rein rechnerisches Verhältnis von 13,827. Und verglichen mit NT ist Linux nicht nur schneller, sondern offensichtlich auch zuverlässiger.
     
     
  • CV: SGI gab eine Allianz mit INTEL und Microsoft bekannt, beunruhigt Sie dies irgendwie?


  • Ganz im Gegenteil; dies bestärkt uns in unserer Entscheidung, Linux als Alternative zu wählen. 
     
     
  • CV: Wie bewerten Sie freie Software und speziell solche, die unter Linux läuft (GCC, POV, The GIMP) ?


  • Ich finde GCC ausgezeichnet, ich würde es sogar als professionell bezeichnen, in Bezug auf die Qualität. Was POV und GIMP angeht, so stellen sie auch gute Software dar, allerdings entsprechen sie nicht so ganz unseren Bedürfnissen (wir haben ganz spezielle Bedürfnisse: Verwaltung von verschiedenen Masken,...). Dies zeigt, daß sie nie in einer Produktionsumgebung getestet worden sind. Es würde notwendig werden, die Quellen dieser Software zu modifizieren (GIMP zum Beispiel bietet keine Möglichkeiten für die Verwaltung von Alpha Bitmaps). Andererseits könnte ich natürlich nie etwas ähnliches mit Photoshop anstellen.
     
     
  • CV: Wie sieht die Zukunft von Linux in diesem Bereich hier aus? Ich denke zum Beispiel daran, daß die meisten Bilder der Titanic im gleichnamigen Film unter Linux berechnet worden sind...


  • Durch Linux können die Kosten für Berechnungen reduziert werden. Allerdings beherbergt Linux nicht die Möglichkeiten in Sachen Grafik wie etwa die Silicon Graphics. 
     
     
  • CV: Würden sie sich für professionelle, kommerzielle Software unter Linux interessieren?


  • Es steht außer Frage, daß ich mich für dieses Betriebssystem entscheiden würde, wenn SoftImage, Flint oder Maya für Linux existieren würden.
     
     
  • CV: Was halten Sie von der freien Software Gemeinschaft und der Botschaft, die sie verbreiten? 


  • Philosophisch gesehen ist es eine sehr gute Idee. Ich glaube, daß über, kurz oder lang, viele Leute aus dem UNIX Bereich kommen werden, die Windows NT sehr enttäuschen wird. Und hier könnte Linux eine echte Alternative sein. Genauso, wie es bei uns lief: NT wurde getestet und es fiel durch. So wendeten wir uns Linux zu. Was ich erwarte, ist ein besserer kommerzieller Support unter Linux. Mich persönlich würden Treiber für OpenGL Hardware unter Linux interessieren, gibts sowas ? Dies ist sehr wichtig, um Linux Rechner in grafische Workstations verwandeln zu können. Sorgen machen wir uns um Software, die nicht von einer Firma unterstützt wird. Denn eine Firma, die kommerziell Software produziert, versucht immer, diese zu verbessern und den Ansprüchen der Kunden anzupassen. Wie auch immer, Linux ist ein Betriebssystem auf professionellem Niveau. Ich finde es unglaublich, daß wir es kostenlos ausprobieren können. 
     
     
  • CV: Möchten Sie noch etwas zum Schluß sagen?


  • Ja. Ich möchte gern noch etwas über die Konkurrenz zwischen NT und Linux sagen. Microsoft macht keine erstklassigen Produkte, allerdings setzen sie Standards im Computerbereich, was gut für die Allgemeinheit ist. Sie sind zum Teil die Akteure der Demokratisierung der Computerwelt. Ihr größtes Kapital aber ist ihr Power-Marketing. Schaut man in die Vergangenheit der Datenverarbeitung, so setzten sich brilliante Ideen wie etwa NextStep nicht durch, eben wegen der fehlenden Marketing-Anstrengungen. Es steht zu befürchten, daß Selbiges mit Linux passiert. Ohne Marketing kann selbst die brillianteste Software auf keinen grünen Zweig kommen.
     
     
  • CV: Vielen Dank für dieses Gespräch.

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Übersetzung:Harald Radke
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© Charles Vidal 1998
LinuxFocus 1998